Was ist die finanzielle Angemessenheit in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU)?
Die finanzielle Angemessenheit beschreibt in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) das Verhältnis zwischen der Höhe der gewünschten BU-Rente und dem aktuellen Einkommen des Versicherten. Sie sorgt dafür, dass die versicherte Rente in einem vernünftigen Verhältnis zum tatsächlichen Gehalt steht. Versicherer legen diese Grenze fest, um zu vermeiden, dass die Rente so hoch ist, dass der Anreiz, wieder ins Berufsleben zurückzukehren, sinkt.
Wann wird die finanzielle Angemessenheit geprüft?
Die Prüfung der finanziellen Angemessenheit erfolgt in der Regel vor Vertragsabschluss und bei Erhöhungen des Versicherungsschutzes, beispielsweise durch Nachversicherungen oder Erhöhungen aufgrund von dynamischen Anpassungen. Im Leistungsfall spielt die finanzielle Angemessenheit hingegen keine Rolle. Das heißt, auch wenn sich dein Einkommen verringert hat, wird die vereinbarte Rente nicht nachträglich gekürzt.
Wie wird die finanzielle Angemessenheit berechnet?
Die Höhe der maximal versicherbaren BU-Rente orientiert sich in der Regel an einem Prozentsatz deines Brutto- oder Nettoeinkommens. Üblicherweise darfst du:
- 60 % des Bruttoeinkommens oder
- 80 % des Nettoeinkommens absichern.
Der genaue Prozentsatz hängt vom Versicherer und dem jeweiligen Vertrag ab. Das Ziel dieser Regelung ist es, sicherzustellen, dass du im Falle einer Berufsunfähigkeit ausreichend abgesichert bist, aber weiterhin einen Anreiz hast, ins Berufsleben zurückzukehren, falls dies möglich wird.
Beispiel:
Wenn du ein monatliches Bruttoeinkommen von 4.000 Euro hast, könntest du maximal 2.400 Euro (60 % von 4.000 Euro) als BU-Rente versichern. Bei einem Nettoeinkommen von 3.000 Euro wären es maximal 2.400 Euro (80 % von 3.000 Euro).
Warum wird die finanzielle Angemessenheit geprüft?
Der Grund für die Prüfung der finanziellen Angemessenheit ist die sogenannte Reaktivierungswahrscheinlichkeit. Damit ist die Wahrscheinlichkeit gemeint, dass du nach einer Berufsunfähigkeit wieder in den Arbeitsmarkt zurückkehrst. Wenn deine BU-Rente dein volles Einkommen ersetzen würde, gäbe es keinen finanziellen Anreiz, wieder zu arbeiten, auch wenn dies gesundheitlich möglich wäre. Dies würde langfristig die Versicherungsprämien für alle Versicherten erhöhen, da die Versicherer eine deutlich höhere Anzahl an dauerhaften Leistungsfällen erwarten müssten.
Durch die Begrenzung der BU-Rente auf einen bestimmten Prozentsatz des Einkommens bleibt der finanzielle Anreiz bestehen, wieder ins Berufsleben zurückzukehren, wenn dies möglich ist, zum Beispiel nach einer Umschulung.
Was passiert, wenn die finanzielle Angemessenheit nicht passt?
Falls du bei Vertragsabschluss eine zu hohe BU-Rente beantragen möchtest, wird der Versicherer die Rente entsprechend der Einkommensverhältnisse anpassen. Es ist also nicht möglich, eine unverhältnismäßig hohe Rente abzuschließen. Sollte dein Einkommen später sinken, beispielsweise durch eine Arbeitszeitreduzierung oder Elternzeit, bleibt die bereits abgeschlossene Rentenhöhe bestehen – sie wird im Leistungsfall nicht gekürzt.
Wichtig:
Die finanzielle Angemessenheit wird nicht rückwirkend geprüft, sobald du berufsunfähig wirst. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine Summenversicherung. Das bedeutet, dass die im Vertrag vereinbarte Summe ausgezahlt wird, unabhängig davon, ob dein Einkommen zum Zeitpunkt der Berufsunfähigkeit höher oder niedriger ist.
Was passiert bei mehreren Verträgen?
Wenn du mehrere BU-Verträge abgeschlossen hast, wird die finanzielle Angemessenheit auf die Gesamtheit deiner Absicherung bezogen. Du kannst also nicht bei verschiedenen Versicherern jeweils 60 % deines Einkommens absichern. Die Versicherer verlangen daher bei höheren Renten in der Regel einen Einkommensnachweis, um sicherzustellen, dass die versicherte Rente in Summe der finanziellen Angemessenheit entspricht.
Fazit
Die finanzielle Angemessenheit ist eine Schutzmaßnahme, um sicherzustellen, dass deine BU-Rente deinem Einkommen angemessen ist. Sie sorgt dafür, dass der Versicherungsschutz weder zu hoch noch zu niedrig ist und hilft, die Beiträge für alle Versicherten bezahlbar zu halten. Gleichzeitig musst du dir im Leistungsfall keine Sorgen machen, dass die Rente nachträglich gekürzt wird, selbst wenn sich dein Einkommen verändert hat.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
1. Was bedeutet finanzielle Angemessenheit in der Berufsunfähigkeitsversicherung?
Die finanzielle Angemessenheit stellt sicher, dass die vereinbarte BU-Rente in einem vernünftigen Verhältnis zu deinem aktuellen Einkommen steht. So wird vermieden, dass du mehr versicherst, als du tatsächlich verdienst.
2. Wird die finanzielle Angemessenheit im Leistungsfall geprüft?
Nein, im Leistungsfall wird die finanzielle Angemessenheit nicht geprüft. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine Summenversicherung, das heißt, du erhältst die vereinbarte Rente, auch wenn sich dein Einkommen verringert hat.
3. Wie viel Prozent meines Einkommens kann ich absichern?
In der Regel kannst du 60 % deines Bruttoeinkommens oder 80 % deines Nettoeinkommens absichern, abhängig von den Regelungen des Versicherers.
4. Was passiert, wenn mein Einkommen sinkt?
Wenn dein Einkommen sinkt, ändert sich nichts an der vereinbarten Rente. Die Höhe der Rente bleibt bestehen, auch wenn du weniger verdienst.
5. Kann ich bei mehreren Versicherern 60 % meines Einkommens absichern?
Nein, die finanzielle Angemessenheit bezieht sich auf deine Gesamtsituation. Mehrere Verträge dürfen in der Summe nicht mehr als den maximalen Prozentsatz deines Einkommens abdecken.