Arbeitsunfähig: Was bedeutet das und wie unterscheidet es sich von berufsunfähig?
Im Alltag kann es schnell zu Verwirrungen kommen, wenn Begriffe wie arbeitsunfähig und berufsunfähig fallen. Obwohl sie ähnlich klingen, gibt es zwischen ihnen wichtige Unterschiede, die vor allem im Kontext von Versicherungen und finanzieller Absicherung eine große Rolle spielen. In diesem Beitrag erfährst Du, was genau es bedeutet, arbeitsunfähig zu sein, wie sich dieser Zustand von berufsunfähig unterscheidet und was das für Dich in der Praxis bedeutet.
Was bedeutet arbeitsunfähig?
Wenn Du arbeitsunfähig bist, bedeutet das, dass Du vorübergehend nicht in der Lage bist, Deine aktuelle berufliche Tätigkeit auszuüben. Die Gründe dafür können vielfältig sein, beispielsweise eine Erkrankung, ein Unfall oder andere gesundheitliche Beeinträchtigungen. Wichtig dabei ist, dass dieser Zustand temporär ist und Du nach einer gewissen Zeit wieder vollständig arbeitsfähig wirst.
Beispiel: Stell Dir vor, Du brichst Dir beim Sport das Bein. In diesem Fall bist Du für die Dauer der Heilung arbeitsunfähig, da Du Deine beruflichen Aufgaben nicht oder nur eingeschränkt erfüllen kannst. Sobald Dein Bein wieder genesen ist, kannst Du Deine Arbeit wie gewohnt fortsetzen.
Wie wird arbeitsunfähig festgestellt?
Die Feststellung der Arbeitsunfähigkeit erfolgt durch einen Arzt. Bei einem Arztbesuch beurteilt dieser Deinen Gesundheitszustand und entscheidet, ob Du Deine beruflichen Pflichten erfüllen kannst, ohne Deine Gesundheit weiter zu gefährden oder den Heilungsprozess zu verzögern. Ist dies nicht der Fall, stellt der Arzt eine sogenannte Krankschreibung oder Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aus.
Wichtig zu wissen: Bei der Beurteilung der Arbeitsunfähigkeit wird grundsätzlich Deine aktuelle Tätigkeit betrachtet. Es wird geprüft, ob Du genau diesen Job momentan ausführen kannst oder nicht. Andere mögliche Tätigkeiten spielen in diesem Zusammenhang keine Rolle.
Was bedeutet berufsunfähig?
Der Begriff berufsunfähig beschreibt einen Zustand, in dem Du dauerhaft oder für einen sehr langen Zeitraum nicht mehr in der Lage bist, Deinen bisherigen Beruf auszuüben. Dies kann ebenfalls durch Krankheit, Unfall oder andere gesundheitliche Probleme verursacht sein, jedoch ist die Beeinträchtigung in diesem Fall deutlich schwerwiegender und langanhaltender.
Beispiel: Angenommen, Du arbeitest als Chirurg und erleidest eine schwere Handverletzung, die dazu führt, dass Du dauerhaft nicht mehr operieren kannst. In diesem Fall wärst Du berufsunfähig, da Du Deinen spezifischen Beruf nicht mehr ausüben kannst und eine Rückkehr in diese Tätigkeit unwahrscheinlich ist.
Die wesentlichen Unterschiede zwischen arbeitsunfähig und berufsunfähig
Obwohl beide Begriffe eine Einschränkung der Arbeitsfähigkeit beschreiben, gibt es einige entscheidende Unterschiede:
1. Dauer der Einschränkung
- Arbeitsunfähig: Die Einschränkung ist vorübergehend. Du bist für einen begrenzten Zeitraum nicht in der Lage zu arbeiten, kehrst aber nach Genesung in Deinen Beruf zurück.
- Berufsunfähig: Die Einschränkung ist dauerhaft oder zumindest langfristig. Eine Rückkehr in Deinen bisherigen Beruf ist unwahrscheinlich oder ausgeschlossen.
2. Umfang der Tätigkeit
- Arbeitsunfähig: Es wird geprüft, ob Du Deine aktuelle Tätigkeit momentan ausüben kannst. Andere Berufe oder Tätigkeiten werden nicht betrachtet.
- Berufsunfähig: Es wird betrachtet, ob Du Deinen erlernten oder zuletzt ausgeübten Beruf dauerhaft nicht mehr ausüben kannst. Hierbei können auch alternative Tätigkeiten innerhalb Deines Berufsfeldes berücksichtigt werden.
3. Versicherungsleistungen
- Arbeitsunfähig: Während der Arbeitsunfähigkeit erhältst Du in der Regel Lohnfortzahlung vom Arbeitgeber und anschließend Krankengeld von der Krankenkasse.
- Berufsunfähig: Bei Vorliegen einer Berufsunfähigkeitsversicherung erhältst Du eine vereinbarte Rente, die Dir hilft, den finanziellen Verlust durch den Wegfall Deines Einkommens auszugleichen.
Warum ist die Unterscheidung wichtig?
Die klare Unterscheidung zwischen arbeitsunfähig und berufsunfähig ist vor allem im Hinblick auf die finanzielle Absicherung wichtig. Während die Arbeitsunfähigkeit meist durch gesetzliche Leistungen wie Krankengeld abgedeckt ist, kann die Berufsunfähigkeit ohne entsprechende Versicherung zu erheblichen finanziellen Einbußen führen.
Finanzielle Absicherung bei Arbeitsunfähigkeit:
- Gesetzliche Krankenversicherung: Übernimmt nach Ablauf der Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber das Krankengeld.
- Private Krankentagegeldversicherung: Kann zusätzlich abgeschlossen werden, um das Einkommen während der Arbeitsunfähigkeit weiter abzusichern.
Finanzielle Absicherung bei Berufsunfähigkeit:
- Berufsunfähigkeitsversicherung: Leistet eine monatliche Rente, die den Einkommensverlust ausgleicht und Dir finanziell den Rücken freihält.
Ohne eine entsprechende Berufsunfähigkeitsversicherung kann es schwierig werden, den gewohnten Lebensstandard zu halten, insbesondere wenn die Berufsunfähigkeit früh im Arbeitsleben eintritt.
Kann Arbeitsunfähigkeit in Berufsunfähigkeit übergehen?
Ja, es ist möglich, dass eine anfängliche Arbeitsunfähigkeit in eine Berufsunfähigkeit übergeht. Dies kann der Fall sein, wenn sich der Gesundheitszustand nicht wie erwartet verbessert oder sich sogar verschlechtert.
Beispiel: Nach einem schweren Autounfall bist Du zunächst arbeitsunfähig und gehst davon aus, nach einigen Monaten wieder arbeiten zu können. Wenn jedoch langfristige Schäden zurückbleiben, die es Dir unmöglich machen, Deinen Beruf weiterhin auszuüben, kann dies zu einer Berufsunfähigkeit führen.
Wie kannst Du Dich optimal absichern?
Um sowohl bei Arbeitsunfähigkeit als auch bei Berufsunfähigkeit finanziell abgesichert zu sein, empfiehlt es sich, folgende Maßnahmen zu ergreifen:
1. Prüfung des gesetzlichen Versicherungsschutzes:
- Stelle sicher, dass Du über die gesetzliche Krankenversicherung ausreichend abgesichert bist und informiere Dich über die Höhe und Dauer des Krankengeldes.
2. Abschluss einer privaten Krankentagegeldversicherung:
- Diese ergänzt das Krankengeld der gesetzlichen Versicherung und sorgt dafür, dass Dein Einkommensniveau auch bei längerer Arbeitsunfähigkeit erhalten bleibt.
3. Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung:
- Eine der wichtigsten Versicherungen für Arbeitnehmer. Sie sichert Dich finanziell ab, falls Du Deinen Beruf dauerhaft nicht mehr ausüben kannst.
4. Regelmäßige Überprüfung des Versicherungsschutzes:
- Überprüfe in regelmäßigen Abständen, ob Deine Versicherungen noch zu Deiner aktuellen Lebenssituation passen und passe sie gegebenenfalls an.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema arbeitsunfähig
1. Wie lange wird mein Gehalt bei Arbeitsunfähigkeit weitergezahlt?
- Dein Arbeitgeber zahlt im Falle einer Arbeitsunfähigkeit in der Regel bis zu sechs Wochen Dein volles Gehalt weiter. Danach erhältst Du Krankengeld von der gesetzlichen Krankenkasse, welches jedoch geringer ausfällt als Dein reguläres Einkommen.
2. Kann ich während der Arbeitsunfähigkeit gekündigt werden?
- Grundsätzlich ist eine Kündigung während der Arbeitsunfähigkeit möglich, jedoch muss der Arbeitgeber hierbei bestimmte Voraussetzungen und Fristen einhalten. Im Falle einer krankheitsbedingten Kündigung müssen zudem strenge Kriterien erfüllt sein.
3. Was passiert, wenn ich selbstständig bin und arbeitsunfähig werde?
- Als Selbstständiger erhältst Du kein gesetzliches Krankengeld. Es ist daher besonders wichtig, eine private Krankentagegeldversicherung abzuschließen, um Einkommensausfälle bei Arbeitsunfähigkeit abzusichern.
4. Wie beantrage ich Leistungen aus der Berufsunfähigkeitsversicherung?
- Du musst einen Antrag bei Deinem Versicherer stellen und dabei umfangreiche medizinische Nachweise über Deinen Gesundheitszustand vorlegen. Der Versicherer prüft dann, ob eine Berufsunfähigkeit im Sinne der Versicherungsbedingungen vorliegt.
5. Kann ich trotz Berufsunfähigkeit in einem anderen Beruf arbeiten?
- Ja, in vielen Fällen ist es möglich, trotz Berufsunfähigkeit in einem anderen Berufsfeld zu arbeiten. Die Leistungen aus der Berufsunfähigkeitsversicherung werden dabei in der Regel weiterhin ausgezahlt, sofern die neue Tätigkeit nicht Deinem bisherigen Beruf entspricht und die Versicherungsbedingungen dies zulassen.
6. Deckt die gesetzliche Rentenversicherung eine Berufsunfähigkeit ab?
- Für Personen, die nach 1961 geboren wurden, gibt es in der gesetzlichen Rentenversicherung keine spezielle Berufsunfähigkeitsrente mehr. Stattdessen existiert die Erwerbsminderungsrente, die jedoch strengere Voraussetzungen hat und meist deutlich geringer ausfällt als eine private Berufsunfähigkeitsrente.
7. Wie hoch sollte die Absicherung durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung sein?
- Die monatliche Rente sollte so bemessen sein, dass sie Deinen laufenden finanziellen Verpflichtungen entspricht und Dir einen angemessenen Lebensstandard ermöglicht. Es empfiehlt sich, etwa 70-80% des Nettoeinkommens als Richtwert zu nehmen.
8. Ab welchem Alter sollte ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen?
- Je früher, desto besser. Idealerweise schließt Du die Versicherung bereits zu Beginn Deines Berufslebens ab, da die Beiträge in jungen Jahren niedriger sind und gesundheitliche Risiken noch gering sind.
9. Was passiert, wenn sich mein Gesundheitszustand während der Berufsunfähigkeit verbessert?
- Sollte sich Dein Gesundheitszustand so weit verbessern, dass Du Deinen Beruf wieder ausüben kannst, enden die Leistungen aus der Berufsunfähigkeitsversicherung. Du kannst dann wieder regulär arbeiten und Dein Einkommen erzielen.
10. Kann ich mehrere Versicherungen gleichzeitig in Anspruch nehmen?
- Ja, es ist möglich, während einer Arbeitsunfähigkeit sowohl Krankengeld als auch Leistungen aus einer privaten Krankentagegeldversicherung zu erhalten. Bei Berufsunfähigkeit kannst Du ebenfalls Leistungen aus unterschiedlichen Versicherungen beziehen, sofern dies in den jeweiligen Vertragsbedingungen vorgesehen ist.
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