Arbeitsunfähigkeit: Was bedeutet das und wie unterscheidet sie sich von Berufsunfähigkeit?
Der Begriff Arbeitsunfähigkeit ist im Alltag allgegenwärtig und betrifft viele von uns mindestens einmal im Leben. Doch was genau steckt dahinter? In diesem Beitrag erfährst Du, was Arbeitsunfähigkeit bedeutet, wie sie festgestellt wird und wie sie sich von der Berufsunfähigkeit unterscheidet. Wir klären auch, welche Absicherungen Dir in diesem Fall zur Verfügung stehen.
Was bedeutet Arbeitsunfähigkeit?
Arbeitsunfähigkeit beschreibt den Zustand, in dem Du aufgrund einer Krankheit oder Verletzung vorübergehend nicht in der Lage bist, Deiner Arbeit nachzugehen. Wenn Du zum Beispiel eine Grippe hast oder Dir das Bein brichst, bist Du arbeitsunfähig. Dieser Zustand ist in der Regel nur von kurzer Dauer – sobald Du wieder gesund bist, kannst Du Deine Arbeit wie gewohnt fortsetzen.
Beispiel: Wenn Du als Büroangestellter an einer schweren Erkältung erkrankst, wirst Du von Deinem Arzt für einige Tage oder Wochen krankgeschrieben. Während dieser Zeit bist Du arbeitsunfähig und musst nicht zur Arbeit erscheinen.
Wie wird Arbeitsunfähigkeit festgestellt?
Die Feststellung einer Arbeitsunfähigkeit erfolgt durch einen Arzt. Bei einem Arztbesuch beurteilt dieser Deinen Gesundheitszustand und stellt gegebenenfalls eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aus, auch bekannt als Krankschreibung. Diese Bescheinigung ist der Nachweis für Deinen Arbeitgeber, dass Du vorübergehend nicht arbeitsfähig bist.
Wichtig: Der Arzt entscheidet nicht nur, ob Du arbeitsunfähig bist, sondern auch für wie lange. Je nach Schwere der Erkrankung oder Verletzung kann die Arbeitsunfähigkeit von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen andauern.
Unterschied zwischen Arbeitsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit
Arbeitsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit sind zwei unterschiedliche Begriffe, die oft verwechselt werden, aber sehr unterschiedliche Bedeutungen haben:
1. Dauer der Einschränkung:
- Arbeitsunfähigkeit: Dieser Zustand ist vorübergehend. Sobald Du wieder gesund bist, kannst Du Deinen Job wie gewohnt weiterführen.
- Berufsunfähigkeit: Hier handelt es sich um eine langfristige oder sogar dauerhafte Einschränkung, die es Dir unmöglich macht, Deinen Beruf weiterhin auszuüben.
2. Umfang der Tätigkeiten:
- Arbeitsunfähigkeit: Es wird allgemein betrachtet, ob Du momentan arbeiten kannst – unabhängig davon, in welchem Beruf.
- Berufsunfähigkeit: Es wird speziell geprüft, ob Du Deinen zuletzt ausgeübten Beruf oder eine vergleichbare Tätigkeit noch ausüben kannst.
3. Versicherungsleistungen:
- Arbeitsunfähigkeit: Während der Arbeitsunfähigkeit erhältst Du zunächst eine Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber und nach sechs Wochen Krankengeld von der Krankenkasse.
- Berufsunfähigkeit: Wenn Du berufsunfähig bist und eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hast, erhältst Du eine monatliche Rente, die Deinen Einkommensverlust ausgleicht.
Was passiert bei längerer Arbeitsunfähigkeit?
Wenn Deine Arbeitsunfähigkeit länger als sechs Wochen andauert, endet die Lohnfortzahlung durch Deinen Arbeitgeber. Ab diesem Zeitpunkt erhältst Du Krankengeld von der gesetzlichen Krankenkasse. Dieses Krankengeld beträgt in der Regel 70% Deines Bruttoeinkommens, jedoch maximal 90% Deines Nettoeinkommens.
Falls Du privat versichert bist, kannst Du stattdessen eine Krankentagegeldversicherung in Anspruch nehmen, die ein höheres Einkommen absichert.
Wie kannst Du Dich gegen die Folgen einer Arbeitsunfähigkeit absichern?
Die gesetzliche Absicherung deckt in der Regel die Grundbedürfnisse ab, kann jedoch bei längerer Arbeitsunfähigkeit zu einem finanziellen Engpass führen. Daher ist es sinnvoll, zusätzliche private Versicherungen in Betracht zu ziehen:
1. Krankentagegeldversicherung:
Diese Versicherung schließt die Lücke zwischen dem Krankengeld der gesetzlichen Krankenversicherung und Deinem tatsächlichen Einkommen. Sie zahlt Dir ab dem Tag, an dem das Krankengeld der Kasse beginnt, einen vorher festgelegten Betrag pro Tag.
2. Berufsunfähigkeitsversicherung:
Auch wenn die Berufsunfähigkeit vom Konzept her unterschiedlich ist, schützt diese Versicherung Dich vor den langfristigen finanziellen Folgen, falls Deine Arbeitsunfähigkeit in eine Berufsunfähigkeit übergeht. Sie zahlt eine Rente, wenn Du dauerhaft nicht mehr in Deinem Beruf arbeiten kannst.
3. Unfallversicherung:
Eine private Unfallversicherung hilft, die finanziellen Folgen eines Unfalls abzufedern, der zu einer Arbeitsunfähigkeit führen kann.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeitsunfähigkeit
1. Was passiert, wenn ich länger als sechs Wochen arbeitsunfähig bin?
- Nach sechs Wochen endet die Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber. Ab diesem Zeitpunkt erhältst Du Krankengeld von der gesetzlichen Krankenkasse.
2. Kann ich während der Arbeitsunfähigkeit gekündigt werden?
- Eine Kündigung während der Arbeitsunfähigkeit ist grundsätzlich möglich, allerdings muss der Arbeitgeber bestimmte Vorgaben einhalten. Hierzu gehören vor allem lange Krankheitshistorien und negative Auswirkungen auf den Betrieb.
3. Was passiert, wenn ich arbeitsunfähig werde, während ich selbstständig bin?
- Als Selbstständiger hast Du keinen Anspruch auf gesetzliches Krankengeld. Daher ist es wichtig, eine private Krankentagegeldversicherung abzuschließen, um Einkommensausfälle abzusichern.
4. Wie lange zahlt die Krankenkasse Krankengeld?
- Krankengeld wird maximal 78 Wochen innerhalb von drei Jahren für dieselbe Krankheit gezahlt.
5. Kann ich während der Arbeitsunfähigkeit etwas dazuverdienen?
- In der Regel darfst Du während der Arbeitsunfähigkeit keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Ausnahmen müssen im Vorfeld mit dem Arzt und dem Arbeitgeber abgesprochen werden.
6. Was ist der Unterschied zwischen einer Krankschreibung und einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung?
- Beide Begriffe bedeuten dasselbe. Eine Krankschreibung ist die informelle Bezeichnung für die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, die Dir der Arzt ausstellt.
7. Was passiert, wenn sich mein Gesundheitszustand während der Arbeitsunfähigkeit verschlechtert?
- Sollte sich Dein Zustand verschlechtern, kann die Arbeitsunfähigkeit verlängert werden. Der Arzt stellt dann eine neue Bescheinigung aus, und die Dauer der Krankengeldzahlung wird entsprechend angepasst.
8. Kann ich während der Arbeitsunfähigkeit in den Urlaub fahren?
- Urlaub während der Arbeitsunfähigkeit ist grundsätzlich möglich, allerdings muss dieser vom Arzt genehmigt werden, und der Urlaub darf den Heilungsprozess nicht gefährden. Es empfiehlt sich, dies auch mit dem Arbeitgeber abzustimmen.
9. Muss ich meinen Arbeitgeber sofort über die Arbeitsunfähigkeit informieren?
- Ja, Du bist verpflichtet, Deinen Arbeitgeber unverzüglich über die Arbeitsunfähigkeit und deren voraussichtliche Dauer zu informieren. Spätestens am dritten Tag der Arbeitsunfähigkeit musst Du eine ärztliche Bescheinigung vorlegen.
10. Was passiert, wenn ich nach Ablauf der Krankengeldzahlung immer noch nicht arbeiten kann?
- Sollte Deine Arbeitsunfähigkeit nach Ablauf der maximalen Krankengeldzeit weiterhin bestehen, kann geprüft werden, ob eine Erwerbsminderung oder Berufsunfähigkeit vorliegt. In solchen Fällen könnten Leistungen aus der Rentenversicherung oder einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung greifen.